Wo kommt der Name Teddy eigentlich her?

 

Würden grosse Ereignisse tatsächlich immer die sprichwörtlichen Schatten
vorauswerfen, müsste der Teddybär bis heute kaum beachtet
im Schmollwinkel des Kinderzimmers sitzen.
Denn er kam völlig überraschend und dazu gleichzeitig
auf zwei Kontinenten in unsere Welt, war eines Tages ganz einfach da
und eroberte im Sturm die Herzen der Kinder und Erwachsenen.
Wie konnte die menschliche Gesellschaft vor 1903 nur ohne ihn auskommen,
wie ein Kind ohne dieses Schmusetier, das es doch kuschelig im Bett
in die Welt der Träume führte?
Der Erfolg dieses treuen Plüschkameraden hat, wie viele Dinge im Leben,
gleich mehrere Geschichten.
1.
Die am häufigsten zitierte Version beginnt bei einem Jagdausflug
Theodore Roosevelt, der 26. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika,
hielt sich am 14. November 1902 zur Schlichtung eines Grenzkonflikts
zwischen den Staaten Mississippi und Louisiana im Süden der USA auf.
Seine Jagdleidenschaft war bekannt und so wurde für ihn ein Ausflug organisiert.
Doch wie es scheint, war schon damals der Grislybär,
der amerikanische Verwandte unseres Braunbären, stark dezimiert.
Die Treiber entdeckten nur ein Junges,
das sie dem Präsidenten vor die Flinte manövrierten.
Sie banden es an einen Baum und riefen "Mr. President, ein Bär, ein Bär!"
Doch dieses gefesselte, verängstigte Wesen zu erschießen
erschien dem prominenten Gast gar zu unsportlich.
"Wenn ich dieses kleine Tier töten würde", soll er gesagt haben,
"könnte ich meinen Kindern nie wieder in die Augen sehen."
Edel gedacht und gehandelt - doch dem Bärchen nützte das wenig.
Nach dem Abbruch der Jagd wurde es von einem Jäger mit dem Messer erledigt.
Doch floß des armen Grislys Blut nicht vergebens - denn die Geschichte ging weiter.
Im Gefolge des Präsidenten befand sich nicht nur ein Rudel Journalisten,
sondern auch Clifford Berryman (1869 - 1949),
Zeichner bei der Washington Post, der vieleicht als Schöpfer,
zumindest als Ideenlieferant für den Teddy angesehen werden kann.
Er karikierte das Ereignis mit dem Untertitel >Grenzziehung am Mississippi<,
der als politische Anspielung zu sehen war.
Die Leser des geschätzten Blattes sahen beim Morgenkaffee einen Präsidenten
in abweisender Haltung mit einem rührend anzusehenden Bären,
dem Prototyp des ersten amerikanischen Teddys.
Zu der Leserschaft zählte auch das Ehepaar Morris und Rose Michtom,
eingewandert aus Russland,
das in Brooklyn ein Schreibwaren- und Neuigkeitengeschäft betrieb.
Frau Rose ließ sich von der drolligen Bärenkarikatur inspirieren
und fertigte ein Abbild in Plüsch.
In Anlehnung an Roosevelt, der von seinen Freunden Ted oder Teddy genannt wurde,
setzte sie ihre Kreation mit einem Schild
auf dem >Teddy's Bär< stand, ins Schaufenster. Sie fand schnell einen Liebhaber.
Andere Bären folgten und gingen weg wie warme Semmeln.
In einem Brief, begleitet von einem Musterexemplar,
baten die Michtoms Roosevelt um Erlaubnis, den Namen Teddy verwenden zu dürfen.
Mr. President hatte nichts dagegen und so stand dem Siegeszug des Teddybären
nichts mehr im Wege:
2.
Deutsche Legende
Neben dieser amerikanischen Version gibt es eine, die in Giengen an der Brenz ihren Ursprung nahm.
Dort entwickelte 1902 Richard Steiff, ein Neffe der deutschen Spielzeugherstellerin Margarete Steiff,
den ersten Teddybären mit beweglichen Armen und Beinen. Er wurde Anfang 1903 in die USA geschickt,
jedoch wegen Nichtgefallen wieder zurück nach Giengen gesandt.
Daraufhin stellte ihn Margarete Steiff auf ihrem Messestand in Leipzig aus,
wo sie aber hauptsächlich ihre gefilzten Nadelkissen anbot.
Ein amerikanischer Vertreter brauchte in letzter Minute ein "Verlegenheitsmitbringsel" und erstand den Bären.
Der oder die Beschenkte fand den Bären aber nicht besonders nett und verschenkte ihn weiter,
bis er schließlich seinen Weg in die Auslage eines Geschäftes fand.
Dort wurde er vom Sekretär Teddy Roosevelts entdeckt und kam schließlich auf der Geburtstagstafel
der Tochter Roosevelts zu sitzen. Das Kind war von dem Bären so angetan,
dass es ihn nach seinem Vater "Teddy" taufte.
Von diesem Moment an wurde der putzige Geselle immer beliebter,
und so kam es, dass 1903 auf der Leipziger Frühjahresmesse ein amerikanischer Vertreter
bei der Firma Steiff 3.000 Teddybären bestellte.
Die Geschichte des Teddybären wird in der Welt von Steiff erzählt,
einem Museum auf dem Gelände der Firma Steiff.
Auch der kleinste Teddybär der Welt kommt aus Deutschland.
Er misst nur 5 Millimeter, ist aber trotz seiner Winzigkeit voll beweglich.
Er wurde von Bettina Kaminski aus Reinfeld genäht.
Der von der Presse "Mini the Pooh" getaufte Winzling wird im Museum "A World in Miniature"
in Carlisle dauerhaft ausgestellt.

Der Teddybär als historischer Trend
Bemerkenswert ist hierbei, dass der Teddy seinen weltweiten Siegeszug zu einer Zeit machte,
als es noch kein Fernsehen, kein Internet und keine Kinowerbung gab.
Er wurde trotzdem so bekannt, dass er für fast alle Menschen aller Nationen zu einem festen Begriff wurde.
Dieses Phänomen ist für diese Zeit einzigartig.

© Suma Teddy