Teddygeschichte 01

Bärige Weihnacht


Einmal wimmelte es im Land nur so von Bären. In Häusern, Läden und Kiosken
hockten sie herum; manche trugen Hüte, Röcke oder Lederhosen.
Von Pullis, Krawatten und Hosen grinsten sie ebenso breitbackig
wie von Postkarten, Tassen, Tüten, Bildern, Büchern, Haarspangen und Broschen.
Es gab Bärendosen, -kekse, -uhren, -kalender, -kettchen, -seifen, sogar
Bärenhampelmänner, Bärenschneekugeln, Bärenschränke, Bären und so weiter...!
Es war eine richtige Bärerei.
Die Leute liebten die Bären über alles und sagten Wie niedlich!, Goldige Kerlchen!,
Herzige Zottelbärchen!, Schmuseliebchen und andere unbärige Dinge zu ihnen.
Den Bären blieb nichts übrig als immer lieb und herzig zu grinsen.
Steife Grimassengesichter hatten sie von dieser ewigen Grinserei bekommen.
Das aber war nicht schlimm, denn die Bären fühlten sich geschmeichelt und nahmen
dafür all den Krimskrams in Kauf. "Von nichts kommt nichts", sagten sie und
belächelten die vergeblichen Versuche der Mäuse, Vögel, Katzen, Hunde, Hühner,
Kühe, Rehe, Tiger, Elefanten und Dinosaurier, es ihnen gleichzutun.
Zuerst waren die anderen Tiere beleidigt, dann fingen sie an zu lästern.
"Wie kann man nur so doof sein und auf Klamotten, Geschirr und anderem Kram
dämlich herumgrinsen?" sagten sie. "Das ist doch nicht bärig!"
Dieser Meinung war auch der Oberbär, der sich sein Leben noch bärenredlich als
Lachsfänger und Eierdieb verdiente. Er war sehr verärgert über das Verhalten seiner
Gefährten. "Haben die denn den Kopf verloren?" polterte er,
und sein Schimpfen hallte weit über Länder und Meere.
"Wir Bären lassen doch keinen Affen aus uns machen!"
"Entschuldige mal!" schrie der Oberaffe aus dem Dschungel zurück, und sein Protest
hallte ebenfalls weit um die Welt. "Das mit dem Affen nimmst du zurück!
Wir Affen grinsen nicht so bärendämlich vor uns hin wie deine Leute es tun.
Merk dir das, du Oberbär, du!"
"Schon gut, schon gut", grummelte der Oberbär. "So habe ich das nicht gemeint.
Aber sauer bin ich schon." Auf der Welt aber bärte es immer mehr,
und weil diese ganze Bärerei den Menschen noch nicht genügte,
hatten sie eine neue Idee:
"Wir feiern Bärenweihnacht", sagten sie.
"Eine bärenmäßig gute Sache!" Und während der Oberbär im fernen Alaska vor
Entsetzen aufheulte, malten die Menschen Bären auf Geschenkpapier und
Weihnachtskarten, behängte Christbäume mit Weihnachtsmannbären und
Teddybärkugeln und sangen:
"Bärige Weihnacht überall, bärige Weihnacht überall. Weihnachtszeit. Bärenzeit.
Bären bringen alle Freud. Bärige Weihnacht überall..."
Das war den Bären nun aber doch zu viel. Der Gesang und das verzweifelte Geheule
des Oberbären dröhnte in ihren Ohren.
Schließlich hielten sie es nicht mehr aus, und so kam es,
dass in der Weihnachtsnacht überall Bären mit zugehaltenen Ohren durch die Straßen
rannten und auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
Die Bärerei hatte so ein Ende gefunden.
Nur die Teddys in den Kinderzimmern waren geblieben.
Sie hatten sich in jener Nacht wie immer in die warmen Kinderarme
gekuschelt und tief geschlafen. Das war auch gut so.
Die Erwachsenen aber wunderten sich, als sie ihre Bären auf Christbaumkugeln,
Tassen,Pullis, Hosen, Dosen und so weiter vermissten,
doch sie gewöhnten sich an ein Leben ohne Bärengesichter.
Allerdings sollen, so sagt man,
erste Grinsbären wieder aufgetaucht sein.
Aufgepasst !!! Und schaut mal in der Weihnachtsnacht aus dem Fenster...!

 

© Elke Bräunling

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© Suma Teddy