Mia und die Wolkenbären
Am liebsten tobt Mia mit ihren älteren Geschwistern auf dem Spielplatz herum.
Oft aber möchten die Großen Mia nicht dabeihaben und schleichen sich heimlich davon.
So auch heute: Nur für ein kurzes Weilchen hat Mia nicht aufgepasst,
und schon haben sie sich wieder einmal aus dem Staub gemacht. Mia ist wütend.
Ja, so wütend ist sie, dass ihr vor lauter Wut der Kopf weh tut. "Gemein", heult sie.
"Wo ich doch heute sooo gerne toben möchte!"
Schimpfend rennt sie über den Spielplatz zum Park hinüber.
"Ich werde sie finden, ganz bestimmt!"
Und weil Mia wirklich eine riesengroße Tobelust hat,
saust sie unterwegs um jeden Baum, um jeden Strauch und um jede Parkbank herum.
Da fühlt sie sich auch bald viel besser. Sie ist nicht mehr so wütend,
und auch ihr Kopf tut nicht mehr so weh. Durch den ganzen Park rennt sie,
ihre Geschwister aber kann sie nirgendwo entdecken.
Mia ist schon ganz außer Puste. Ihr Herz hämmert laut, und ihre Knie sind so weich,
dass sie sich auf der Schaukel am Spielplatz erst einmal ausruhen muss.
"Ha", prustet sie. "Das wäre doch gelacht! Euch finde ich noch! Aber klardoch!"
"Ha", lachen da auf einmal helle Stimmen von irgendwo. "Gelacht, gelacht, gelacht!"
Und eine ganz hohe Stimme kichert.
"Von hier oben kannst du alles noch viel besser sehen! Komm herauf!"
"Ja, komm zu uns!", ruft wieder eine andere Stimme.
"Wir hier oben wollen toben! Jahahaha!" "Jahahahaaa!",
schallt ein vielstimmiger Chor: "Toben macht frei! Toben macht heiter!
Besser toben als wüten. Das ist gescheiter!
"Klingt gut", brummt Mia und sieht sich um. "Aber wer seid ihr und wo steckt ihr?"
"Hier oben", schallt es zurück. "Das haben wir dir doch schon gesagt."
"Wo oben?" Neugierig blickt sich Mia um, doch sie kann niemanden entdecken.
Es kichert wieder, und so etwas wie ein leises Donnern ist auch zu hören! Donnern?
Schnell blickt Mia zum Himmel hinauf, und da sieht sie sie:
Wolken, große und kleine. Sie malen Wolkenbilder an den Himmel,
die wie Bären aussehen und in einem wilden Bärentobetanz über den Himmel jagen.
Toll sieht das aus. Mia freut sich.
Wie gerne würde sie mit ihnen da oben über den Himmel toben. Da donnert es wieder.
"Geh nach Hause, kleine Mia!", ruft einer der Wolkenbären.
"Das Gewitter ist nah!" "Jajaja", schallt es über den Himmel. "Nah, nah, bald da!"
Und eine besonders grollige Donnerstimme jubelt:
"Toben macht frei! Toben macht heiter! Besser toben als wüten.
Das ist gescheiter! Juchhu! Bei Gewitter können wir uns so richtig austoben.
Das tut gut! Juchhu!" "Und hinterher", lacht eine andere Wolkenbärenstimme,
"fühlen wir uns frisch und froh!" "Stimmt", ruft Mia zurück.
"Das habe ich heute auch schon gemerkt! Toben tut wirklich gut!
Ich habe gar keine Kopfschmerzen mehr." "Sagen wir doch, sagen wir doch", ruft es.
"Mach´s gut, kleine Mia. Tschü-hü-hüs!!!" "Tschüs und Adieu!",
ruft Mia zum Himmel hinauf.
Sie winkt den Wolkenbären zum Abschied zu und macht sich schnell
auf den Heimweg, denn das Donnern hallt nun immer lauter.
Ob Wolken auch manchmal so wütend sind, dass ihnen vor Wut der Kopf weh tut?
überlegt sie unterwegs. Mia kichert.
Nein, das kann sie sich nicht so recht vorstellen. Den Spruch der Wolkenbären aber,
nimmt sie sich vor, will sie sich merken,
und wenn sie sich wieder einmal grün und blau ärgert, wird sie daran denken.
Klare Sache.