Teddygeschichte 04

Heute ist Flohmarkt


Viele Spielsachen und Bücher hat Jana auf ihrem Flohmarkttisch aufgebaut.
Auch Zwottel, ihr alter Bär, ist mit von der Partie.
Den will Jana nicht verkaufen. Zwottel ist ihr Freund,
und wo Jana ist, ist auch Zwottel, auch wenn ihre Freunde lachen und sagen,
ein Bär sei ´was für Babies und so´. Jana macht sich nichts aus dem Gespött,
und auch heute hat sie ihren Zwottelbären mitgenommen.
Hinten auf dem Tisch sitzt er neben dem Geldkästchen. "Pass gut auf unser Geld auf",
trägt sie ihm auf. Bald ist Janas Tisch von Käufern umlagert.
Jana verkauft und verkauft: Bücher, Cassetten, Spiele,
Puppen und anderes Spielzeug.
Bald klimpern im Geldkästchen viele Münzen, auch Geldscheine sind dabei.
Jana freut sich. Es macht Spaß, Verkäuferin zu sein. Schade, denkt sie,
dass ich meine Schränke nicht noch mehr ausgemistet habe.
"Was kostet der?", fragt plötzlich ein Mann und deutet auf Zwottel.
Jana erschrickt. "N-nichts", stammelt sie. "D-der ist nicht zu verkaufen.
" Der Mann wundert sich. "Aber du bist doch viel zu alt für einen Schmusebären"
Jana muss an das Gespött ihrer Freunde denken, da fährt der Mann fort:
"Als Kind habe ich fast den gleichen Bären gehabt.
Deshalb würde ich den hier gerne kaufen. Zur Erinnerung."
Hm. Darauf weiß Jana keine Antwort.
Unsicher sieht sie Zwottel an. Eigentlich ist sie ja wirklich viel zu alt für einen
Schmusebären! "Hier sind 10 Mark! Das ist ein gutes Geschäft!",
sagt da der Mann und hält ihr den Geldschein vor die Nase. "Einverstanden?"
"Einverstanden", antwortet Jana ohne weiter nachzudenken, und ehe sie sich versieht,
drückt der Fremde Zwottel an sich und verschwindet. Jana muss grinsen.
Der ist aber wirklich viel zu alt für einen Zwottel-Bären!
denkt sie und nickt. Es ist wirklich ein gutes Geschäft.
Zufrieden kommt Jana nach Hause. Fast alles hat sie verkauft.
Ein guter Tag, findet Jana. Beim Abendessen aber hat sie auf einmal keinen Hunger,
und Einschlafen kann sie später ohne Zwottel schon drei Mal nicht.
Sie vermisst ihren alten Kuschelbären so sehr, dass es weh tut.
"Zwottel", schluchzt sie. "Was hab ich getan? Mein lieber, kleiner Zwottel!"
Jana weint und weint. Papa kommt.
"Das ist Zwabbel", sagt er und legt eine kleine Plüschmaus auf Janas Bauch.
"Ich glaube, sie könnte etwas Liebe brauchen.
Seit Jahren liegt sie in meiner dunklen Schreibtischschublade,
und ich habe ein ganz schlechtes Gewissen.
Früher nämlich habe ich Zwabbel immer bei mir getragen. Als Talismann, weißt du?"
"Als Talismann?", fragt Jana unter Tränen und streicht über das zerrupfte Fell
der kleinen Maus. "Ja", sagt Papa. "Sie hat mir Glück gebracht!
Deswegen sollte sich auch wieder jemand um sie kümmern.
Würdest du das für mich tun?" "O ja!" Jana drückt die Maus fest an sich.
"Jetzt bist mein Talismann, kleine Zwabbel-Maus", flüstert sie,
und insgeheim hofft sie, dass es ihrem Zwottel in den Armen des Mannes,
der eigentlich viel zu alt für einen Kuschelbären ist, jetzt auch gut geht. 

 

© Elke Bräunling

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© Suma Teddy